Während Unternehmen sich in den vergangenen Jahren vor allem auf den Schutz menschlicher Benutzerkonten, Netzwerke und klassischer IT-Systeme konzentriert haben, entsteht im Hintergrund eine neue, weitgehend unterschätzte Angriffsfläche: Maschinen-Identitäten und autonome KI-Agenten. Sie bilden das Fundament moderner digitaler Wertschöpfung – und sind zugleich ein Einfallstor für Manipulation, Sabotage und Industriespionage.
Mit der zunehmenden Automatisierung in Produktion, Verwaltung, Logistik, Cloud-Umgebungen und Sicherheitsinfrastrukturen wachsen sowohl die Anzahl als auch die Bedeutung dieser maschinellen Identitäten. Gleichzeitig fehlt es vielen Organisationen an Transparenz, Governance und klaren Richtlinien.
Was sind Maschinen-Identitäten & KI-Agenten?
Maschinen-Identitäten umfassen sämtliche digitalen Identitäten, die nicht an Menschen gebunden sind:
- Geräte, Sensoren, IoT-Komponenten
- Cloud-Workloads, Container, Microservices
- Skripte, Cronjobs, automatisierte Schnittstellen
- Digitale Zertifikate, API-Schlüssel, Service-Konten
KI-Agenten sind Systeme, die eigenständig Entscheidungen treffen, Prozesse ausführen oder auf Basis von Regeln und maschinellem Lernen handeln – von simplen Automatisierungen bis hin zu komplexen, autonomen KI-Systemen, die Zugriff auf interne Daten und Systeme haben.
Warum entstehen hier neue Risiken?
Der strategische Kern des Problems liegt in drei Entwicklungen:
- Explodierende Zahl maschineller Identitäten
Unternehmen betreiben heute oft mehrere zehntausend maschinelle Zugänge – die meisten davon unsichtbar oder unzureichend dokumentiert. - Hohe Berechtigungen, geringe Kontrolle
Viele Service-Konten besitzen weit höhere Rechte als notwendig und sind dauerhaft aktiv. Werden sie kompromittiert, operiert ein Angreifer mit „legitimen“ Credentials. - Autonome KI-Agenten sind schwerer zu überwachen
KI-gestützte Prozesse agieren schnell, selbstständig und mit komplexen Berechtigungsketten. Anomalien werden oft zu spät erkannt.
Das Ergebnis: Eine neue Ebene verdeckter Angriffspunkte, die traditionelle Sicherheitsarchitekturen regelmäßig übersehen.
Auswirkungen auf Unternehmen & kritische Infrastrukturen
Maschinen-Identitäten und KI-Agenten sind längst nicht mehr nur ein IT-Thema – sie betreffen operative Prozesse, Compliance, Lieferketten und physische Sicherheit.
- Manipulation automatisierter Produktionslinien
- Kompromittierung von OT-Systemen über maschinelle Zugänge
- Unterwanderung von Zero-Trust-Architekturen durch überprivilegierte Service-Konten
- Missbrauch von KI-Agenten zur Datenexfiltration oder zur Verschleierung von Aktivitäten
- Sabotage in Logistik und Lieferketten durch kompromittierte Robotik oder Sensorik
Für Betreiber kritischer Infrastruktur kann ein Angriff über Maschinen-Identitäten zu massiven Ausfällen, Betriebsunterbrechungen und Sicherheitsvorfällen führen.
Wie Unternehmen sich schützen können
- Inventarisierung & Sichtbarkeit schaffen
Der erste Schritt ist eine vollständige Erfassung aller nicht-menschlichen Identitäten. Ohne Transparenz gibt es keine Sicherheit. - Zero-Trust für Maschinen
Behandlungen wie menschliche Accounts:
– Mindestrechte statt Vollzugriff
– Zeitlich begrenzte Zertifikate
– Strikte Trennung kritischer Aufgaben - KI-gestützte Anomalieerkennung
Maschinelle Identitäten folgen Mustern. Abweichungen – z. B. nächtliche API-Anfragen, ungewöhnliche Datenabzüge, neue Netzwerkpfade – sind klare Alarmsignale. - Governance für KI-Agenten
Unternehmen benötigen Richtlinien für:
– Einsatzbereiche
– Verantwortlichkeiten
– Protokollierung
– Eskalationsmechanismen
– Überwachung autonomer Entscheidungen - Integration in Frühwarnsysteme
Moderne Risiko- und Intelligence-Prozesse müssen maschinelle Identitäten einbeziehen – inklusive OSINT-Signals, die auf Angriffe oder Kompromittierungen hinweisen.
Fazit
Maschinen-Identitäten und KI-Agenten sind die neue sicherheitskritische Schicht moderner Organisationen. Wer sie ignoriert, schafft blinde Flecken – und eröffnet Angreifern operative Spielräume, die kaum zu erkennen sind.
Unternehmen, die diese Identitäten professionell inventarisieren, steuern, überwachen und in ihre Frühwarnsysteme einbetten, gewinnen einen entscheidenden Vorteil: Sicherheit durch Transparenz und Kontrolle in einer zunehmend automatisierten Welt.


